Du sollst zaubern und keiner braucht´s – was nun?

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Peter Bold
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Du sollst zaubern und keiner braucht´s – was nun?

Beitrag von Peter Bold »

Apérozauberei ist für mich, wenn ich die Leute während des Apéros (falls es das Wort im Deutschen nicht geben sollte: das ist das, wo Menschen an einer Veranstaltung rumstehen, etwas knabbern, am Sektglas nippen und plaudern) bezaubern darf/muss/soll.
Falls du das auch machst (was ich vermute): Wie gehst du mit Situationen um, wo du merkst, dass es dich eigentlich nicht braucht. Die Leute sind also derart beschäftigt mit Leute begrüssen, Knabbereien auftreiben, "ankommen", Ansprachen zuhören,... dass ein Zauberer schlicht überflüssig ist. Gleichzeitig "musst" du ja deines Amtes walten und zaubern...
Vielen Dank an Mike für die Frage.

Die Antwort auf diese Frage fängt schon mit der ersten Besprechung mit dem Kunden an. Eine der wichtigsten Fragen ist für mich welche Zielsetzung der Kunde mit meinem Auftritt verfolgt. Beim Sektempfang wird man ja gerne als Eisbrecher für den Fall eingesetzt, dass die Gäste sich untereinander nichts zu sagen haben.

Dem Problem unter „Auftrittszwang“ zu stehen, kann man schon vorbeugen, indem man genau abklärt, unter welchen Bedingungen dieser Teil des Auftritts stattfinden soll. Natürlich hat man diese Möglichkeit nur, wenn der Auftritt nicht über eine Agentur vermittelt wird, die solche direkten Gespräche mit dem Kunden unterbindet oder der Kunde selbst nicht flexibel ist.

In den meisten Fällen werden bei solchen Galageschäften ja mehrere Auftritte wie Bühnenshows, Zauberkunst beim Stehempfang oder Zauberkunst an den Tischen miteinander kombiniert. Im Rahmen der Beratungstätigkeit für den Kunden, liegt es auch herauszufinden wann die Showblöcke am Besten in seiner Veranstaltung zu legen sind, um ihm den optimalen Nutzen zu bringen.

Noch besser ist es natürlich, wenn du es so hindrehen kannst, dass der optimale Nutzen für den Veranstalter auch der optimale Nutzen für dich ist. Meist sollte dies sowieso der Fall sein.

Der beste Zeitpunkt für das Close Up (nennen wir es der Einfachheit halber einmal so) kann auch von den räumlichen Gegebenheiten abhängig sein. So z. B. Bei Veranstaltungen, bei denen auch getanzt wird und es eine Bühnenshow geben soll. Findet die Show auf der Bühne statt ist man schnell 10 Meter von der ersten Zuschauerreihe entfernt. Schlechte Manipulatoren mögen das zwar manchmal ganz gerne ein humoristischer Sprecher, der Kontakt zum Publikum haben möchte, ist dadurch aber leicht vom Geschehen abgeschnitten. Entsprechend schwer kann es sein dann den Kontakt zum Publikum aufzubauen, wenn einen die Zuschauer noch nicht kennen.

Darum ziehe ich es in diesem Fall vor, Close Up schon vor der Bühnenshow präsentiert zu haben, weil sich das Publikum dann freut, mich auf der Bühne wieder zu sehen und aufmerksamer ist. Der Kontakt ist fast automatisch da.

Falls ihr das Problem, dass die Bühne zu weit vom Publikum weg ist lösen möchtet, indem ihr die Show auf die Tanzfläche verlegt, würde ich in den meisten Fällen davon abraten. Die Vorteile der Bühne, fallen dann komplett weg. Die Beleuchtung steht nicht mehr zur Verfügung und die meisten Props sind nur noch zu sehen wenn man sie übe die Höhe der Nippel hält (Klasse schon wieder Nipppel in einem Beitrag über Zauberkunst untergebracht).

Für euch und den Veranstalter wird es also in diese Fall gut sein, zumindest einen Block Close Up vor der Bühnenshow zu präsentieren. Die Zielsetzung der Bühnenshow ist nämlich meistens wirklich Unterhaltung für die Gäste und nicht nur das Anschieben von Konversationen oder das Füllen von Leerläufen.

Was nun den speziellen Fall des Zauberns beim Empfang angeht, gehe ich davon aus, dass der Veranstalter die Situation auflockern und/oder den Besuchern zeigen will, wie toll die Veranstaltung
ist ( die sollen aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen, toll wie man sich hier um uns kümmert, boah, was die sich in der Krise noch alles leisten können).

Ich vermittle dem Veranstalter, dass Zauberer nicht nur Fingerfertig sein, sondern auch Fingerspitzengefühl haben können. Daher werde ich beim Empfang genau darauf achten, wo meine Dienste benötigt werden und auch die Länger der kleinen Shows darauf abstimmen. Läuft alles glatt , erscheint nur hier und da eine Münze – ist die Gesellschaft lahm kommen längere und lautere Routinen.

Schön gesagt, gell. Aber was ist denn jetzt wenn der Veranstalter gar nix kapiert und man doch immer was machen soll?

Die Natur des Empfangs an sich hilft uns dabei. Es geht darum, dass alle sich beschnuppern können , Kontakte sollen geknüpft Menschen miteinander bekanntgemacht werden. Genau dieses Bekanntmachen mache ich dann mit meiner Person. Ich mache mich mit den Gästen bekannt, und begrüße sie auch im Namen des Veranstalters.

Hilfreich ist es dabei, dass ich bei einem solchen Auftritt nicht aussehe, wie der Kasper, sondern so, wie ein der anderen Besucher, nur vielleicht ein bisschen geiler ;-)
Es liegt also im Rahmen der üblichen sozialen Interaktionen bei solchen Veranstaltungen, dass die Besucher dieser Art des Kontaktes gegenüber aufgeschlossen sind.

Ist dieser Kontakt erst hergestellt und die eigene Person als sympathisch etabliert ist es nur noch ein kleiner Schritt um auch einen Effekt zeigen zu können, wo er vorher vielleicht nicht angebracht gewesen wäre, denn man stört jetzt nicht mehr die Interaktion der Besucher sondern gehört zu ihr.

Hat man den Zuschauer erst zum Freund gewonnen kann man auch sagen: „So, und jetzt muss ich Ihnen noch einen Trick zeigen, damit ich nachher auch meine Gage bekomme.“
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Frantisek
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Re: Du sollst zaubern und keiner braucht´s – was nun?

Beitrag von Frantisek »

Peter Bold hat geschrieben: Hat man den Zuschauer erst zum Freund gewonnen kann man auch sagen: „So, und jetzt muss ich Ihnen noch einen Trick zeigen, damit ich nachher auch meine Gage bekomme.“
Das ist übrigends kein Witz, das gibt`s tatsächlich!
Man kann (leider selten, aber doch) auf verdammt lustige Gesellschaften treffen, wo man echt "übrig" ist. Mitlachen, Witze erzählen, aufpassen, dass man nicht zu früh zu viel erwischt! Und wenn der Auftraggeber wieder einmal bös guckt, kann man dann recht deutlich darum "bitten", dass man `mal ein bisschen arbeiten darf - eben wegen der Gage! Mit die schönsten Auftritte!

Mike
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Beitrag von Mike »

Herzlichen Dank für deine Ausführungen, Peter!

Das gute Vorplanung die halbe Miete ist, ist mir klar. Es gibt aber immer wieder Kunden, die, auch bei genauer Vorbesprechung, nicht mit allen relevanten Details (weil sie sie nicht als solche erkennen) rausrücken. Ich denke beispielsweise an einen Auftritt, wo ich für Tischzauberei engagiert war. Die Abmachung war ganz klar: Zaubereinsätze ZWISCHEN DEN GÄNGEN... dummerweise gab es dann Fondue Chinoise... und da gibt es bekanntlicherweise keine Gänge :tot: . Seither frage ich immer nach dem Menu :P .

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Peter Bold
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Beitrag von Peter Bold »

Klasse, beim Fondue Chinoise gibt es ja oft diese Drehscheiben auf dem Tisch, da kann man sich dann drauf setzen und hat ungefähr 15 Sekunden pro Gast Zeit, bis das Fleisch leicht gar gezogen ist.

Mich würde interessieren, was der Veranstalter an diesem Abend von seiner eigenen Planung gehalten hat. Wie bist du mit der Situation umgegangen.

War auch noch eine Bühnenshow geplant oder möglich? Wie viele Tische gab es und in wie lange solltest du für diese Tische brauchen.

Im schlimmsten Fall, das Close Up soll tatsächlich während des Fondues stattfinden, könnte man eine kurze Routine zeigen. Ich würde wieder den thematischen Einstieg wählen:

“ Nochmals herzlich willkommen im Goldenen Drachen, ich bin Peter Bold, ich hoffe, sie waren bisher mit allem zufrieden.“

Jetzt ein kurzer Effekt, entweder als Teaser für die Bühnenshow oder als die Show. Ich hätte in dieser Situation den Vorteil, dass ich „Chop Stick Surpri(c)e“ habe, eine Routine, die den Gebrauch von Essstäbchen erklärt und bei der als Climax sogar eine Reisschüssel erscheinen kann.

In den meisten Situationen findet sich im Repertoire eine Routine, die entsprechend angepasst werden kann. Die Frage ist natürlich, ob man genügend Sicherheit hat, um seine Texte kurzfristig anpassen zu können. Für alle die bisher in diesem Thread schreiben, kann man das aber, wie ich glaube problemlos bejahen.
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Mike
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Beitrag von Mike »

Ich hatte nach der Tischzauberei (ich konnte schon ein paar Sachen machen) noch eine Show. So gesehen, hatten zumindest alle etwas von der Zauberei.
Das Gute war, dass eines der Clubmitglieder (der Anlass war ein Clubjubiläum) auch Zauberer war (im "Ruhestand"). Er hat sich nachher bei mir quasi für die schlechte Planung entschuldigt. Jeder in diesem Club hatte einen Auftrag (Du organisierst das Essen, du den Zauberer,...), aber keiner hat das Ganze koordiniert. Das habe ich aber zu spät geschnallt, sonst hätte ich genauere Infos verlangen können. Na ja, so lernt man's (hoffentlich) :D

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Lorios
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Beitrag von Lorios »

Hey Peter!

Mit welchen Worten oder wie sprichts du eigentlich Personnen zb.bei der Tischzauberei direkt am Tisch an und was erklärst du ihnen,was du genau von ihnen willst?

Gruss Lorios :D

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WRIGLEYS
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Beitrag von WRIGLEYS »

Lorios hat geschrieben:Hey Peter!

Mit welchen Worten oder wie sprichts du eigentlich Personnen zb.bei der Tischzauberei direkt am Tisch an und was erklärst du ihnen,was du genau von ihnen willst?

Gruss Lorios :D
Gruss Theo :D
Wer Schreibfehler findet, darf sie behalten!

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Peter Bold
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Beitrag von Peter Bold »

Hallo Lorios,

diese Frage habe ich in aller Ausführlichkeit hier beantwortet:

http://www.zauberer.li/2009/10/die-idea ... pping-i-2/

http://www.zauberer.li/2009/10/die-idea ... teil-ii-2/

Vielen Dank nochmal für die Frage, ich habe so gemerkt, dass ich im Magazin ein paar Sachen falsch einsortiert habe und auch noch ein paar Artikel fehlen.

Natürlich wandle ich diesen Text oft den Gegebenheiten entsprechend ab. Wenn du fragen zu bestimmten Arten von Veranstaltungen hast, schreibe ich hier gerne noch mehr.

Herzliche Grüße

Peter
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