Vielen Dank an Mike für die Frage.Apérozauberei ist für mich, wenn ich die Leute während des Apéros (falls es das Wort im Deutschen nicht geben sollte: das ist das, wo Menschen an einer Veranstaltung rumstehen, etwas knabbern, am Sektglas nippen und plaudern) bezaubern darf/muss/soll.
Falls du das auch machst (was ich vermute): Wie gehst du mit Situationen um, wo du merkst, dass es dich eigentlich nicht braucht. Die Leute sind also derart beschäftigt mit Leute begrüssen, Knabbereien auftreiben, "ankommen", Ansprachen zuhören,... dass ein Zauberer schlicht überflüssig ist. Gleichzeitig "musst" du ja deines Amtes walten und zaubern...
Die Antwort auf diese Frage fängt schon mit der ersten Besprechung mit dem Kunden an. Eine der wichtigsten Fragen ist für mich welche Zielsetzung der Kunde mit meinem Auftritt verfolgt. Beim Sektempfang wird man ja gerne als Eisbrecher für den Fall eingesetzt, dass die Gäste sich untereinander nichts zu sagen haben.
Dem Problem unter „Auftrittszwang“ zu stehen, kann man schon vorbeugen, indem man genau abklärt, unter welchen Bedingungen dieser Teil des Auftritts stattfinden soll. Natürlich hat man diese Möglichkeit nur, wenn der Auftritt nicht über eine Agentur vermittelt wird, die solche direkten Gespräche mit dem Kunden unterbindet oder der Kunde selbst nicht flexibel ist.
In den meisten Fällen werden bei solchen Galageschäften ja mehrere Auftritte wie Bühnenshows, Zauberkunst beim Stehempfang oder Zauberkunst an den Tischen miteinander kombiniert. Im Rahmen der Beratungstätigkeit für den Kunden, liegt es auch herauszufinden wann die Showblöcke am Besten in seiner Veranstaltung zu legen sind, um ihm den optimalen Nutzen zu bringen.
Noch besser ist es natürlich, wenn du es so hindrehen kannst, dass der optimale Nutzen für den Veranstalter auch der optimale Nutzen für dich ist. Meist sollte dies sowieso der Fall sein.
Der beste Zeitpunkt für das Close Up (nennen wir es der Einfachheit halber einmal so) kann auch von den räumlichen Gegebenheiten abhängig sein. So z. B. Bei Veranstaltungen, bei denen auch getanzt wird und es eine Bühnenshow geben soll. Findet die Show auf der Bühne statt ist man schnell 10 Meter von der ersten Zuschauerreihe entfernt. Schlechte Manipulatoren mögen das zwar manchmal ganz gerne ein humoristischer Sprecher, der Kontakt zum Publikum haben möchte, ist dadurch aber leicht vom Geschehen abgeschnitten. Entsprechend schwer kann es sein dann den Kontakt zum Publikum aufzubauen, wenn einen die Zuschauer noch nicht kennen.
Darum ziehe ich es in diesem Fall vor, Close Up schon vor der Bühnenshow präsentiert zu haben, weil sich das Publikum dann freut, mich auf der Bühne wieder zu sehen und aufmerksamer ist. Der Kontakt ist fast automatisch da.
Falls ihr das Problem, dass die Bühne zu weit vom Publikum weg ist lösen möchtet, indem ihr die Show auf die Tanzfläche verlegt, würde ich in den meisten Fällen davon abraten. Die Vorteile der Bühne, fallen dann komplett weg. Die Beleuchtung steht nicht mehr zur Verfügung und die meisten Props sind nur noch zu sehen wenn man sie übe die Höhe der Nippel hält (Klasse schon wieder Nipppel in einem Beitrag über Zauberkunst untergebracht).
Für euch und den Veranstalter wird es also in diese Fall gut sein, zumindest einen Block Close Up vor der Bühnenshow zu präsentieren. Die Zielsetzung der Bühnenshow ist nämlich meistens wirklich Unterhaltung für die Gäste und nicht nur das Anschieben von Konversationen oder das Füllen von Leerläufen.
Was nun den speziellen Fall des Zauberns beim Empfang angeht, gehe ich davon aus, dass der Veranstalter die Situation auflockern und/oder den Besuchern zeigen will, wie toll die Veranstaltung
ist ( die sollen aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen, toll wie man sich hier um uns kümmert, boah, was die sich in der Krise noch alles leisten können).
Ich vermittle dem Veranstalter, dass Zauberer nicht nur Fingerfertig sein, sondern auch Fingerspitzengefühl haben können. Daher werde ich beim Empfang genau darauf achten, wo meine Dienste benötigt werden und auch die Länger der kleinen Shows darauf abstimmen. Läuft alles glatt , erscheint nur hier und da eine Münze – ist die Gesellschaft lahm kommen längere und lautere Routinen.
Schön gesagt, gell. Aber was ist denn jetzt wenn der Veranstalter gar nix kapiert und man doch immer was machen soll?
Die Natur des Empfangs an sich hilft uns dabei. Es geht darum, dass alle sich beschnuppern können , Kontakte sollen geknüpft Menschen miteinander bekanntgemacht werden. Genau dieses Bekanntmachen mache ich dann mit meiner Person. Ich mache mich mit den Gästen bekannt, und begrüße sie auch im Namen des Veranstalters.
Hilfreich ist es dabei, dass ich bei einem solchen Auftritt nicht aussehe, wie der Kasper, sondern so, wie ein der anderen Besucher, nur vielleicht ein bisschen geiler
Es liegt also im Rahmen der üblichen sozialen Interaktionen bei solchen Veranstaltungen, dass die Besucher dieser Art des Kontaktes gegenüber aufgeschlossen sind.
Ist dieser Kontakt erst hergestellt und die eigene Person als sympathisch etabliert ist es nur noch ein kleiner Schritt um auch einen Effekt zeigen zu können, wo er vorher vielleicht nicht angebracht gewesen wäre, denn man stört jetzt nicht mehr die Interaktion der Besucher sondern gehört zu ihr.
Hat man den Zuschauer erst zum Freund gewonnen kann man auch sagen: „So, und jetzt muss ich Ihnen noch einen Trick zeigen, damit ich nachher auch meine Gage bekomme.“